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Der Oodnadatta Track


Endlich habe ich die Siedlung Marree, in den nördlichen Flinders Ranges, erreicht. Hier endet u.a. der Birdsville-, beginnt der Oodnadatta-Track und damit für mich mein erster Ausflug in das richtige australische Outback. Aufgrund der starken Regenfälle in Queensland und den dadurch entstandenen Überflutungen ist der Birdsville-Track Teilweise gesperrt. Der Oodnadatta Track ist, wie gehofft, seid gestern für 4×4 Fahrzeuge freigegeben. Doch, soll ich diese Piste wirklich alleine fahren? Gerade der letze Fahrtag mit seinen Wasserdurchfahrten hat mich etwas verunsichert. Wenn ich stürzen sollte, ist die Kiste alleine sehr schwer aufzuheben. Auch wenn der Oodnadatta Track heute wieder geöffnet ist, war die Piste bis gestern noch überflutet und sollte dementsprechend nass, feucht und rutschig sein. Zusätzlich führt die Piste am Lake Eyer entlang und damit durch eine Vielzahl von Creeks (Flüßen). Erschwerend kommt noch hinzu, dass diese Strecken gerade im Sommer sehr selten befahren werden. Einheimische haben mich insbesondere vor dem Streckenabschnitt zwischen Williams Creek und Oodnadatta, gewarnt. Dieser soll tiefe Spurinnen (von BackPacker 4×4 Fahrzeugen), längere tiefsandige Passagen enthalten und sehr selten befahren sein. Doch eine Australien Tour ohne den legendären Oodnadatta Track mit seinem Pink Roadhouse, geht für mich gar nicht. Der Oodnadatta Track ist eine unbefestigte Piste, welche an dem Old Ghan Railway und der Old Overland Telegraph entlangführt. Der Lake Eyer, immerhin der sechst größte See, wenn er denn Wasser führt, liegt zwischen Marree und Willams Creek und ist hier nur einen Steinwurf von der Strasse entfernt.

Marree nach William Creek (212km):
Marree, heutzutage nur ein kleines verschlafenes Nest zwischen dem Birdsville und Oodnadatta Track, war zu Zeiten des Old Ghan eine lebendige Stadt und Servicestation für die afghanischen Kamele und die Arbeiter der Great Northern Railway Company. Heute ist diese Stadt ein verschlafenes Nest, mit 380 Einwohnern und einem Roadhouse im Zentrum. Nachdem ich erfahren habe, dass dieser Streckenabschnitt gut zu befahren ist, wurde die BMW voll getankt und los ging es. Mit Herzklopfen und einem breiten Grinsen drehe ich am Gashahn und drücke die HPN auf die Spuren des Old Ghan Railways. Entlang der Piste finde ich immer wieder Ruinen, längst aufgegebene Bahnhöfe. Die alten Gleisanlagen, Übergänge und Wasserreservoire sind teilweise noch vorhanden und öffnen das Tor für eine Reise in längst vergangene Tage. Ich geniesse die ersten KM und werde durch Adrenalin und Vorfreude über die Piste getragen. Heute lasse ich mir ordentlich Zeit und halte an den meisten Ruinen an. Eine davon ist eine besonders schöne, da diese nicht direkt an dem Oodnadatta Track liegt, muss man durch rote Sanddünen zu der etwas abgelegenen Siding. Auch, oder gerade deswegen, wenn ich den ganzen Tag alleine auf der Piste war, macht sich an diesem Ort ein Gefühl des Seins, breit. Ich geniesse jeden Atemzug und verfalle dem legendären Ghan vollkommen. Ich erinnere mich an eine Geschichte aus einem meiner Lieblingsbücher. In dem Mythos, „Der Dunkle Turm von Stephen King“, befinden sich Roland und seine Gefährten irgendwann in dem Zug Namens Blaine. Der Old Ghan entspricht genau meiner Vorstellung von Blaine. Ob dieses die Faszination und Aufregung begründet? Die Piste ist in einem sehr guten Zustand und relativ leicht zu fahren. Um aber über die Wellblechpisten zu gleiten, muss ich mindestens eine Geschwindigkeit von 75km/h anpeilen und schiesse so leider an Cowards Springs gnadenlos vorbei. Hier gibt es eine unterirdische Quelle, in der sich Reisende von den Strapazen und der Hitze erholen können. Leider fällt dieses für ich heute aus. Um so mehr freue ich mich auf meine erste Nacht im William Creek Hotel. Doch bis dahin habe ich noch etwas zu fahren. Etwa 130km von Marree gibt es einen Aussichtspunkt zum Lake Eyer. Die Regenfälle der letzen Wochen hatten den Lake Eyer in seiner Gänze mit Wasser gefüllt. Da dieser See in einer der trockensten Gegenden Australiens liegt, passiert dieses nur im Schnitt alle fünfundzwanzig Jahre. Leider (zum Glück, für mich als Wasserdurchfahrtshasser) gibt es nur noch einzelne Spots, welche daran erinnern. Das restliche Wasser ist erneut versichert und/oder zu einer einzigen Salzkruste verdunstet. Dennoch ist der Anblick, wie so vieles in Australien, faszinierend. Weiter geht es über die einsame Piste nach Norden. Das Hotel Willam Creek erreiche ich gegen 17:00h. Die Vorfreude und das Gefühl der Einsamkeit zu entkommen werden unmittelbar durch das Gefühl von „vollkommen falsch am Platz zu sein“ ersetzt. Mim, Bruce, eine irische Backpackerin und Tom sitzen am Tresen und trinken, zu meiner Verwunderung, Champagner. Ich scheine zu stören, erfahre aber später, dass das Hotel während dieser Jahreszeit geschlossen hat und die Öffnungszeit für die Tankstelle bereits vorbei sind. Das hatte ich vollkommen falsch eingeschätzt. Dass hier wenig los ist, das war mir klar, aber dass Roadhouses zu dieser Jahreszeit bereits ab 16:00h schliessen, zum Teil keine Zimmer und kein Essen anbieten, hatte ich nicht erwartet. Ich hatte hier aber doppeltes Glück. Tom, ein Motorradfahrer aus Zürich, ist ein guter Bekannter der Familie, welche gerade die Rückkehr von Mim aus Adelaide feiert. Er ist bereits seid 10 Tagen in Williams Creek und hat sich überlegt, morgen seinen dritten Anlauf für den Streckenabschnitt, nach Oodnadatta zu starten. Die ersten beiden Anläufe musste er aufgrund von Streckensperrung sowie einen Unfall mit Überschlag abbrechen. Bei dem Überschlag ist er mit einer Geschwindigkeit von ca. 90km/h in ein Sandloch gefahren und hat sich übel überschlagen. Dieser Unfall hat ihm lebenslange Blessuren gebracht. Bruce fragt mich wohin ich fahren möchte und meine Antwort „Richtung Oodnadatta“ öffnet mir die Türe für ein Bett und ein Abendessen mit der Familie. Glück gehabt. Zum Abendessen gibt es heute frische Muscheln aus Adelaide – nicht schlecht. Wo ich doch kein Seafood mag. Der Höflichkeit wegen überwinde ich mich und fange an die Muscheln zu knacken und deren Innereien zu Essen. Irgendwann fällt mir auf, dass ich immer noch Muscheln in meiner Schüssel habe…könnte es daran liegen, dass ich als Gast die Meisten bekommen habe 😉 Es ist ein wunderschöner Abend an dem ich ein neues englisches Wort lerne. Diese Wort lehrtt mich Bruce und heisst „Prost“.

William Creek nach Oodnadatta (209km):
 

Als Tom und ich die Sachen packen, bin ich ganz schön aufgeregt. Der schwere Sturz von Tom und die Berichte der „Locals“ lassen mich leicht angespannt auf die Kiste steigen. Ich fahre vor und freue mich auf einen weiteren sehr schönen Fahrtag. Es ist schon ein anderes Gefühl, mit jemanden zu Reisen. Die Angst vor Stürzen oder technischen Defekten sinkt und die Freude über die Herausforderungen der Piste und die Ausblicke in eine wunderschöne, vielfältige Landschaft steigt ins unermessliche. Die wenigen alten Bahnhöfe, die noch vorhanden sind, sind meistens nur irgendwelche Ruinen, welche nichts mit dem Charme der gestrigen zu tun haben. Dementspechend lassen wir diese rechts liegen und fahren zu einer der wenigen intakten

Brücken des Ghan. Alles läuft gut, keine Stürze. Auch wenn dieses ein sehr schöner Fahrtag war, so freue ich mich auf Oodnadatta und seinem Oodnaburger. Diesen Burger gibt es im Zentrum von Oodnadatta im Pink Roadhouse. Dieses Roadhouse wurde in den siebzigern von zwei Hippies gegründet und ist mittlerweile ein landesweiter Begriff. Have you ever been at the pink Roadhouse? I have, and it was lovely ! Wir sind hier die einzigen Gäste und verbringen den Abend bei Bier und einen Sprung in den Pool des Pink Roadhouse. Oodnadatta ist selbst eine Abboriginies Community und bietet sehr wenig. Dementsprechend schnell machen wir uns nach einen leckeren Frühstück auf den letzten Abschnitt des Oodnadatta – Tracks Richtung Marla.

Von Oodnadatta nach Marla (209km):  
Heute passiert wenig spannendes. Die Piste ist sehr steinig und ich bin froh, den Reifenluftdruck in Oodnadatta wieder erhöht zu haben.  Bei Marla beginnt der Stuart Highway und damit die Asphaltpiste. Wir setzen den Blinker und fahren in nördlicher Richtung Northern Territory und damit in eine weitere Zeitzone.

Morgen geht es in das Herz Australiens und damit zu Claudia und Werner. Darauf freue ich mich schon die ganze Zeit und bin froh die beiden noch in Australien anzutreffen. Eigentlich wollten die beiden bereits zu dieser Zeit mit Ihren HPN-Motorräder durch Südamerika reisen. Zu meinem Glück, starten die beiden erst in ein paar Tagen.

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