… kommt meistens auch noch Pech dazu. „Werner S., Alice Springs, Australien, 10.01.2012“
Unter diesem Motto stand leider der gestrige Tag (Dienstag, 10.01.2012). Punkt 07:30Uhr stand ich in der Graham Str 520, im Hafen von Melbourne. Hier befindet sich das Warehouse der Firma ACFS (Australian Container Freight Services), in dem sich mein Motorrad, seid der Ankunft im Hafen von Melbourne, befindet. Nachdem mir der Zugang gewährt wurde, bin ich mit dem Warehouse – Manager und dem Quarantine Officer in den Quarantänebereich des Lagerhauses gefahren.
Und jetzt haltet Euch fest, Quarantänebereich heisst hier nicht etwa ein separater Raum mit Desinfektionslösungen für Schuhe und Hände, so mit Sicherheitsschleuse und so.
Nö, dieser Bereich befindet sich im gleichen Lagerraum und ist ausschliesslich durch eine rote Farbmarkierung am Boden und durch ein, nein, sorry, zwei Schilder ausgewiesen.
Dafür Kostet die Standgebühr hier 150AUD pro Tag und nicht wie zwei Meter daneben, aber nicht im roten Bereich, 80AUD pro Monat!!!
In einem Haufen von Holzkisten habe ich dann eine einzelne blecherne Kiste gesehen. Meine Freude darüber war aber leider nur von sehr kurzer Dauer. Beim Näherkommen war direkt klar, hier stimmt etwas nicht. Wo kommen die ganzen Dellen, Verformungen und Risse her?
Schnell war klar, dass hier der obere Rahmen der Metallbox deutlich verformt war, der rechte Bereich der Box, in Höhe des rechten Zylinderkopfdeckel, eingerissen, der Boden an verschieden Stellen ausgerissen und diverse Beschädigungen stattgefunden haben müssen.
Nach einem Anruft bei meinem Brokerage in Sidney (J.V.C. Logistics PTY LTD – Meinen Dank an Daniel und seinem Vater Simeon für die tolle Unterstützung) habe ich den Warehouse Office um einen Schadensbericht (Damage Report) gebeten. Dieser wurde auf genommen und ich konnte mit der Demontage der Box anfangen. Irgendwie muss ich mich mit meinen Schreiben vor Wut oder Entsetzen etwas zurück nehmen, aber als ich dann auch noch sehen durfte, wie der rechte Zylinderkopfdeckel meines Motorrades beschädigt war und ein Stückblech zwischen Krümmer und Motorschutz klemmte, bin ich fast an die Decke geflogen.
Bei der weiteren Demontage der Kiste war schnell klar, das deren Zustand so schlecht ist, dass diese nicht wie geplant weiter nach Perth geschickt und anschliessend für den Rücktransport verwendet werden kann. Eine solche erneute Belastung würde die Kiste nicht standhalten und dementsprechend durfte ich die von jemand anderem beschädigte Kiste für weitere 80 AUD entsorgen lassen. Nun auch noch so etwas!!! Nehmen die Schwierigkeiten denn überhaupt kein Ende?
Als ich anschliessend auch noch vom Warehouse Officer darauf hingewiesen wurde, dass er auch noch Geld für das Abheben des Deckels meiner Box verlangen könnte (25 Sek Arbeit), habe ich die restliche Demontage, mit einer ordentlichen Portion Wut im Magen, alleine hinbekommen. Einzig das Schieben des Mopeds aus den Radmulden, hat dann doch etwas mehr Kraft als Wut gekostet. Hat aber geklappt und die Wut war verflogen 😉
Bei der anschliessenden Quarantäne wurden meine Packliste, alle dazugehörenden Teile und das Motorrad auf Sauberkeit überprüft. Dass heisst, dass alle Dinge ausgepackt und begutachtet wurden, sowie in jeder Ecke meines Motorrades mit der Taschenlampe und Schraubendreher nach etwaigen Verschmutzungen gesucht wurde. Mein Zelt wurde ausgepackt und ausgeschüttelt, aus der Werkzeugbox wurden alle Nüsse und Bits entnommen usw. Jetzt glaubt aber nicht das die ausgepackten Dinge wieder in die Verpackungen gepackt wurden. Nööö, die wurden alle fein säuberlich auf irgendeine Kiste abgelegt. Dennoch hatte ich hier, glücklicher Weise, mal keine Probleme gehabt. Alles mit einem Schulterklaps und einem Lob für die Sauberkeit (lach) überstanden.
Das Zusammenpacken war dann aber meine Aufgabe für die nächste Stunde. Mit dem Wissen das irgendetwas Fehlt habe ich mich dann an den Zusammenbau meiner HPN begeben?
Hier war sofort klar, was fehlt. Auf einem dieser Bleche hatte ich meine Reparaturanleitung und das Werkstatthandbuch der BMW, ebenso wie verschiedenes Werkzeug und die Schrauben zur Befestigung meiner vorderen Bremse in einer Tasche fixiert. Naja, da dieses Blech nicht mehr vorhanden war, fehlte leider auch der Rest. Da ich aber keine Lust auf weitere Verzögerungen und irgendwelche Diskussionen bzgl. der Fahrsicherheit meines Motorrades hatte, habe ich die Bremse einfach mit Kabelbinder gesichert und mit zwei Alibi Schrauben versehen. So bin ich nach Freigabe und 8h später, vom Hof gefahren. Da es gar nicht mal so einfach ist, die vordere Bremse nicht zu betätigen, habe ich diese anschliessend einfach nach oben gedreht und mit Kabelbinder am Holm fixiert. Mit dieser Konstruktion bin ich dann selbstbewusst und Grüssend an jeder Polizeistreife vorbeigefahren. Was sollte ich auch sonst machen. Habe ich Euch eigentlich schon erzählt dass ich Kabelbinder liebe?
Wie Ihr aus dem oberen Absatz erkennen könnt, ist die alte Dame angesprungen, hat sich die Müdigkeit abgeschüttelt und los gings…in den Regen.
Die Länge der Schrauben für die vordere Bremse, als auch die Montage derselbigen wurde von einem Formel 1 Techniker des Teams Mac Larren vorgenommen. Kostenlos, dafür vom Ducati-Fachmann (wenn er mal nicht mit dem Team bei der Formel 1 unterwegs ist) versteht sich :-).
Den heutigen Tag habe ich dann mit Kostenvoranschlag, Schadensmeldung, Anpassungen des Gepäcksystem, Tanken und Wäsche waschen verbracht. Morgen geht es los. Life Tracker wird gestartet und das Abenteuer geht in eine weitere Runde. Diesmal… über den Alpine National Parc nach Canberra.
Euch eine Gute Zeit und bis bald.
Vielen Dank, für Euren Vielen Kommentare und EMails. Es ist schön zu Wissen dass da draussen Menschen sind, die Mitfühlen, Miträtseln aber auch Mitlachen.
Euch eine Gute Zeit und bis bald.