Ich habe Perth in Richtung Norden verlassen. Nach einem letzten Blick auf die Hochhäuser des Geschäftsviertels werde ich langsam aus der Stadt und auf den „indian ocean drive“ gespült. Dieser „indian ocean drive“ hat seinen Namen verdient. Die Strasse führt meistens in unmittelbarer Nähe am indischen Ozean entlang und bietet immer wieder kleine Stichstrassen, die direkt an den Ozean und zum Strand führen. Über eine davon bin ich in das Dorf Seabird gefahren. Eigentlich hatte ich von dieser Stichstrasse und dem kleinen Dorf nicht viel erwartet. Dennoch hatte ich hier verschiedene Erlebnisse.
- Punkt 1: Die Strasse führt mich, unerwarteter Weise, zu einem weissen Sandstrand mit Blick auf den türkisfarbenen indischen Ozean.
- Punkt 2: Ich wurde zu einem Frühstück eingeladen.
- Punkt 3: Ich wurde gefragt, ob ich nicht nach Australien kommen möchte und ein neues Sandwich Lokal, als Manager, eröffnen möchte. 40h pro Woche, 1300AUD pro Woche plus Beteiligung am Gewinn.
In einem Land, in dem es nur 2% Arbeitslosigkeit gibt, welches auf Einwanderer angewiesen ist sowie Backpacker das Rückrad der Nation sind, gibt es für jeden, der will, Arbeit. Ich merke, dass ich auch langsam wieder etwas „sinnvolles“ tun möchte. Nach sieben Wochen möchte ich bereits wieder arbeiten und etwas bewegen. Auch dieses wird mir als typisch Deutsch unter die Nase gerieben. So what, ich bin ja auch Deutsch.
Leider kann ich das angebotene Geschäftsmodell nicht annehmen, ich habe ja noch einen Plan, und möchte weiter Richtung Norden. Hängen bleibe ich im kleinen Fischerdorf Cevantes, nicht weil es hier einen Campingplatz in unmittelbarer Nähe zum indischen Ozean gibt, sondern weil dieses Dorf eine gute Ausgangsposition für die Besichtigung des Nambung Nationalparkes und der ältesten Lebewesen der Erde ist. Die wenigsten können wahrscheinlich mit dem Namen dieses Nationalparkes direkt etwas verbinden, dafür aber um so mehr mit dem Begriff „The Pinnacles“. Doch bevor ich die Pinnacles besichtitgen kann, durfte ich ein wenig Lehrer spielen. War gar nicht mal so schlecht und ich hatte meinen Spaß.
Nachdem ich, mit zwei Australier und einem Neu – Seeländer, ins Gespräch gekommen bin und Fragen wie, „Wie lange bist Du schon unterwegs“, „Wo geht es hin“, „Wie gefällt Dir Australien“, beantwortet haben, ging es ins eingemachte.
Die Frage „Aus welchem Land kommst Du“? habe ich hier mal nicht beantwortet sondern einfach mal die Fragerunde rumgedreht.
(Ich): „Was meint Ihr denn? Aus welchem Land komme ich?“
(Australier 1): „Ganz klar, aus Dänemark!“.
Da ich diese Antwort bereits mehrfach gehört habe, musste ich hier nun mal etwas genauer nachfragen.
(Ich): „Warum meinst Du, dass ich aus Dänemark komme?
(Australier 1): „Ist doch ganz einfach. Auf Deinem Kennzeichen steht ein „D“„.
Ich musste lachen, klar, könnte Dänemark sein. Auf meine Antwort, dass das „D“ für Deutschland, also Germany, steht wurde mit Verwunderung geantwortet. (Australier 1): „Und warum steht dann da nicht ein „G“ wie Germany?“.
Seine Antwort hat mich dann allerdings ein wenig nachdenklich gestimmt.
Unerwartet reisst mich Australier 2 aus meinen Gedanken.
(Australier 2): „Och, ich dachte Du kommst aus den USA“.
Da musste ich dann erneut nachfragen.
(Ich): „Warum sollte ich aus den USA kommen?“
(Australier 2): „Na wegen der ganzen Sterne auf deinem Kennzeichen“.
Bevor ich darauf Antworten kann, kommt der Neuseeländer ins Spiel.
(Neu Seeländer): „Ach schön, dass Du aus Deutschland kommst, dann kann ich mein französisch aufbessern“.
Seid diesem Zeitpunkt bin ich Stan aus Dänemark. Geht doch!
Die Pinnacles sind Kalksteinsäulen
mit einer Höhe von bis zu 4m, die in einem Dünengebiet im Nambung-Nationalpark, zwischen Perth und Geraldton, liegen. Auch wenn diese Kalksteinsäulen an verschiedenen Stellen in Westaustralien vorkommen, nirgendwo sind sie in so einer Dichte wie hier zu sehen. Über eine ca. 4km lange Sandpiste können die Pinnacles besichtigt werden. Das schöne hieran ist, dass man aussteigen und durch die Landschaft wandern darf.
Gerade der Kontrast des gelben, quarzhaltigem, Sand zu den Pinnacles und einem blauen Himmel, macht sich auf Bildern extrem gut. Leider habe ich Pech und der Himmel reisst heute nicht mehr auf. Dennoch, die Fahrt über die Piste macht sehr viel Spaß und ich verbringe hier fast drei Stunden.
Auf dem Weg zurück fahre ich noch schnell bei den ältesten Lebewesen unseres Planeten vorbei. Zwei Milliarden Jahre waren sie, die Stromatolithen, die einzigen Lebewesen auf unserem Planeten, und haben den Sauerstoffgehalt der Atmosphäre auf nette 21% gebracht. -„Frank, aus Langenfeld, mag sie“-. Sehen könnt ihr diese Lebewesen u.a. am Lake Thetis in der nähe zu Crevantes.
Nach dieser kleinen Zeitreise treffe ich noch auf Frank, einen Hamburger Jungen, welcher mit seinem Fahrrad durch Australien reist bzw. gereist ist. Er verbringt, nach fast 4 Monaten und 6000km, seine letzten Tage vor der Rückreise hier in Westaustralien. Mit einem leckeren Bier verabschieden wir uns in die Nacht und zum nächsten Tag.