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Great Central Road


Die Great Central Road ist Teil des „Outback way“ oder des „Australias Loggest Shortcut“. Diese Strecke führt von Perth via Alice Springs nach Cairns und hat damit eine Gesamtlänge von 4615km. Die Great Central Road hat eine Länge von 1098km und ist für mich die perfekte Route, um von Alice Springs nach Perth und WestAustralien zu kommen. Alternativen Strecken dazu wären:

  • Den Stuart Highway Richtung Norden zu fahren, um durch die Kimberly und über Brooms, die Westküste entlang nach Perth zu fahren. Wegen der 3800km (überwiegend Asphalt) sowie der Regenzeit zu dieser Jahreszeit, ist keine Alternative für mich.
  • Die südliche Route, also den Stuart Highway nach Süden und dann über den Nullabor Plain zu fahren, dass ist mir jedoch zu langweilig, zu monoton, zu asphaltiert, zu weit und zu touristisch. Diese Strecke fährt ja jeder.

Dementsprechend liegen nun 1098km Offroad Piste, von Yulara bis nach Laverton, vor mir. Die Piste wird als breite Wellblechpiste, die mal weichsandig und steinig ist, oder als Offroad-Autobahn beschrieben. Wellblech und weitere Durchfahrten durch Flüsse stehen auf dem Programm. Roudhouses innerhalb der Aborigines-Communities sind die einzigen Versorgungsstationen auf dieser Strecke.
Diese sind:

  • Docker River (nach 254km)
  • Warakurna (nach 355km)
  • Warburton (nach 582km)
  • Tjukayirla (nach 826km)
  • und Laverton nach 1098km.Damit ist der Abschnitt von Tjukayirla bis Laverton, mit 272km die längste Etappe ohne Versorgung. Wenn hier etwas ungeplantes passiert, kann sich dieses schnell zu einem größerem Problem entwickeln.

Kommunikation, sprich Handy, funktioniert auf der gesamten Strecke nicht. Ein Satelitentelefon war mir zu teuer und dementsprechend ist mein Spot-Satellite Messenger das einzige Sicherheitsbackup, was ich auf dieser Strecke habe. Wie auf den anderen Outback -Pisten wird auch die Great Central Road im Sommer eher selten befahren. Wie selten, das habe ich dann auf der Strecke erlebt. Insgesamt habe ich fünf Fahrzeuge gezählt. Davon war eines, Martin, ein Motorradfahrer aus Saarlouis, aus dem Saarland.

Mit leichter Aufregung, Anspannung aber auch Vorfreude, starte ich die ersten KM Richtung Dockers River, der ersten Community, wo ich Opal-Benzin und Wasser „tanken“ möchte. Grundsätzlich werde ich bei jeder Möglichkeit Benzin tanken, auch wenn ich noch genügend Benzin zum nächsten Roadhouse haben sollte. Ich will kein Risiko eingehen! Dieser erste Streckenabschnitt hat es in sich. Steinige und Weichsandpassagen sind zu meistern. Einen Großteil der Strecke muss ich im Stehen fahren, um die HPN gut durch die Spurrinnen und Sandpassagen zu führen. Mit dem Hintern nach hinten und bei einer Geschwindigkeit zwischen 80 und 90km/h, springe ich über die Hubbeln der Wellblechpiste. Bei langsameren Geschwindigkeiten bieten mir die Hubbeln diese Wellblechpisten Zähneklappern (aufgrund der Vibrationen) und ein instabiles fahren.
Vor Dockers River (260 Einwohner, davon 6 Weisse) haben mich alle gewarnt. Bloss nicht in dieser Communitiy übernachten! Schlaf lieber 20km vor oder nach dieser Community im Bush. Wie immer will ich mir meinen eigenen Eindruck verschaffen. Dieser ist gar nicht mal so gut. Um 13:30h habe ich nach etwas suchen das Roadhouse von Dockers River gefunden. Wie ich in diese Community einfahre, brennt am Wegesrand ein Auto. Abos sitzen unbekümmert daneben. Scheint wohl öfters zu passieren. Das Roadhouse, was eher einem Gefängnis ähnelt, ist noch verriegelt und verschlossen. Verriegelt heisst, dass die Fenster und Türen mit Metallgitter zugeschweisst sind. Auch die Zapfsäulen befinden sich in einem abgeschlossenen Metallkäfig, um Diebstahl oder Missbrauch vorzubeugen. Ich muss noch 30min warten, bis das Roadhouse öffnet und ich meine Vorräte auffüllen kann. Das mache ich, in einem schattigen Plätzchen zwischen Müll, verschiedensten Knochen und Kadavern vor dem Roadhouse. Während dieser Zeit fahren Abos mit ihren zerdemmelten Geländewagen um das Roadhouse und schreien mir immer wieder etwas zu. Ich habe keine Ahnung was, aber die Drohgebärden, mit ihrem Bumerang aus dem Autofenster in meiner Richtung zielend, gefällt mir gar nicht. Glücklicherweise öffnet das Roadhouse und ich bekomme Benzin. Allerdings sieht das Roadhouse von innen auch nicht besser aus als von aussen. Der Eingangsbereich des Verkaufsraumes, ist ebenfalls mit Gittern gesichert. Irgendwie erinnert mich hier alles an Filmszenen aus dem Film „MadMax“. Da fällt mir ein, wurde der nicht in Australien gedreht?
Wo bin ich hier nur gelandet?
Tanken, zwei Flaschen Wasser gekauft und weiter nach Warakuna, hier soll die Community besser sein. Nach weiteren 100km erreiche ich Warakuna und ja, hier gefällt es mir besser. Auch wenn wieder verschiedene Fahrzeuge zum Roadhouse kommen, scheinen die meisten kein Interesse an mir zu haben. Zu früh gefreut? Aus einem kürzlich angehaltenen 4×4 Landrover steigen vier Erwachsene aus und gehen gezielt in meine Richtung. Schluck! Als die mich jedoch zu einem Wheely animieren, muss ich lachen. An fürchten ist nicht mehr zu denken. Hier tickt die Uhr anders als in Dockers River und ich übernachte in einer wunderschön nach Lineoleum und Desinfektionsmittel riechenden Backpacker Unterkunft, lecker, für günstige 45AUD. Am nächsten Fahrtag erkenne ich die Great Central Road kaum wieder. Für die nächsten 400km hat sie nahezu Autobahncharakter.
Eine breite Piste, gut befestigt mit Wellblech, aber nur wenig Geröll, Schotter oder Sand auf der Fahrbahn.

Kurz vor Tjukayirla erlebe ich eine Überraschung. Die Great Central Road ist hier asphaltiert. Kein Wunder, schliesslich dient sie hier als Flugzeuglandebahn der Flying Doctors. Ich komme sehr gut voran und übernachte ca. 170km nach dem letzten Roadhouse (Tjukayirla) im Bush.

Nach einer der entspanntesten Nächte (ich habe sogar geträumt ;-)) fahre ich die letzten KM durch verspurte Weichsandfelder. Ich geniesse die Fahrt ohne Reifenabrollgeräusche und drifte die letzten KM mit Tempo 90km/h zum Ende der Great Central Road. Wer hätte das gedacht. Am Ende bin ich sogar ein wenig traurig, diese Piste verlassen zu müssen. Das Offroad fahren über diese spannende Piste hat mir doch mehr Freude bereitet, als ich am Anfang dachte. Aber so ist es ja meistens, wenn alles vorbei ist, dann freut man sich über alles, was nicht passiert ist 😉

Weiter geht es für mich nach Fremantle und damit zum Kistenbauer. Ich möchte bereits im Vorfeld mein Moped zeigen und alles besprechen, so dass ich die letzten Wochen nicht mit irgendwelchen kurzfristigen Planungen beschäftigt bin. Zusätzlich hoffe ich, damit meine Sorgen bzgl. der reibungslosen Rückverschiffung zu beseitigen. Anschliessend erkunde ich die Region nördlich von Perth. Bis bald … Stan 😉

Achtung Anekdote:
Australier haben Probleme, meinen Namen auszusprechen. Dementsprechend habe ich eine kleine Brücke gebaut. CAR (wie Auto) und dann einfach STAN. Leider wurde daraufhin das CAR weggelassen und ich wurde nur noch STAN genannt 😉

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